Lauteraarhorn 4042 m


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Lauteraarhorn 4042m; achthöchster Viertausender der Berner Alpen; Grenzgipfel zwischen Grindelwald und Guttannen; zusammen mit dem Schreckhorn der einzige ganz auf Berner Boden liegende Viertausender

Gipfel aus Gneis; Ausgangspunkte Lauteraarhütte 2392,5 m, Aarbiwak 2731 m und Schreckhornhütte 2520 m

Normalroute über Gletscher, Firn und Fels, teilweise ausgesetzter Gipfelgrat; 6 bis 8 Stunden vom Aarbiwak und zurück (von der Lauteraarhütte mindestens 5 Stunden länger); ziemlich schwierig

Karten 1 : 25 000: Blatt 1229 Grindelwald oder

Karte 1: 50 000: Blatt 5004 Berner Oberland (Zusammensetzung)

Clubführer "Berner Alpen 5", SAC Verlag 1996


Gletscherforscher im Lauteraargbiet

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich das Lauteraargebiet zu einem regelrechten Zentrum für Gletscherforscher aus der ganzen Schweiz. Als erster wagte sich der Solothurner Joseph Hugi bereits 1827 auf den Unteraargletscher, wo er versuchte, den Geheimnissen der Entstehung der Gletscher auf die Spur zu kommen. Etwas später erschienen die sehr aktiven Neuenburger Wissenschaftler unter der Führung des bekannten Louis Agassiz im Grimselgebiet. Ebenfalls auf dem Unteraargletscher errichteten sie unter einem grossen Stein eine Art Basislager, das sie auf den stolzen Namen "Hôtel des Neuchâtelois" tauften. Von hier aus unternahmen die Forscher kleinere und grössere Exkursionen, auf denen sie ihre wissenschaftlichen Untersuchungen anstellten. Sie interessierten sich vor allem für das Gletschereis, seine Schichtfolgen, seine Reinheit und Temperatur, aber auch botanische Untersuchungen und topografische Aufnahmen standen auf ihrem Programm.

Ab und zu bestiegen sie zusammen mit einheimischen Bergführern auch die umliegenden Berge, was meistens eine Erstbesteigung bedeutete. Dabei unternahmen sie diese Touren durchaus auch aus sportlichem Ehrgeiz und als Abwechslung zu ihrer Forschertätigkeit.

Erstbesteigung - ein alpinistischer Irrtum

Am 8. August 1842 verliessen die drei Gletscherforscher Eduard Desor, Charles Girard und Arnold Escher von der Linth zusammen mit den fünf Bergführern Jakob Leuthold, Daniel Brügger, Niklaus Fahner, Melchior Bannholzer und Johann Madutz das "Hôtel des Neuchâtelois" mit dem Ziel, als erste Menschen das Grosse Schreckhorn zu besteigen.

Die acht Bergsteiger kamen gut vorwärts und erreichten denn auch den Gipfel. Zu ihrer Überraschung - oder vielleicht auch Entäuschung - standen sie aber nicht auf dem höchsten Punkt des Gebirgstockes und damit nicht auf dem Schreckhorn. Dieses war von ihrem Standort durch einen "furchtbar zerrissenen" Grat von einem Kilometer Länge getrennt und erst noch drei Dutzend Meter höher. Trotz dieses alpinistischen Irrtums durften die acht Unentwegten die Besteigung des Lauteraarhorns, als dem dritten Viertausender der Berner Alpen, für sich in Anspruch nehmen und es dauerte immerhin fünfzehn Jahre, bis der nächste Viertausender, der Mönch, erstbestiegen wurde.

Das Lauteraarhorn - ein abgelegener Berg

Viele Alpinisten setzen sich zum Ziel, alle Viertausender in der Schweiz oder gar alle im ganzen Alpenbogen zu besteigen. Nicht selten fehlt ihnen am Schluss noch das Lauteraarhorn in der Viertausendersammlung. Ein Grund dafür ist sicher die Abgeschiedenheit dieses Berges.

Zwar kann man das Lauteraarhorn in zwei Tagen besteigen, doch handelt es sich dabei immer um eine anstrengende Angelegenheit, egal, welche Route man wählt. Entweder ist die Tour nicht so schwierig, dafür lang, oder sie ist klettertechnisch anspruchsvoll und dafür etwas kürzer!

Nachwievor ein eindrückliches Erlebnis ist die Besteigung auf der Route der Erstbesteiger, wobei man heute das kalte "Hôtel des Neuchâtelois" auf dem Unteraargletscher mit einem warmen Lager in der Lauteraarhütte vertauschen kann. Der drei- bis vierstündige nächtliche Anmarsch auf dem Gletscher zum Einstiegscouloir mag eintönig erscheinen, gehört aber zu den eindrücklicheren Erlebnissen, besonders dann etwa, wenn man dank Mondschein auf künstliches Licht verzichten kann!

Gut zwei Stunden kürzer ist der Anmarsch zum Einstiegscouloir, wenn man das Aarbiwak zum Übernachten benützt. Die damit gesparte Zeit und Kraft kommt einem auf dem langen Rückweg vom Gipfel hinunter auf den Gletscher und dann bis zurück zum Grimsel Hospiz sicher gelegen.

Zum feinsten, was hochalpine Klettertouren bieten können, gehören die Besteigungen des Lauteraarhorns von der Schreckhornhütte aus. Sei es über den Südwestgrat - in den Dreissigerjahren des 20. Jahrhunderts vom Grindelwalder Bergführer Adolf Rubi mit Miriam O'Brien erstmals begangen - oder über den Nordwestgrat, der auch Lauteraargrat genannt wird. Beide Touren verlangen Klettereien im oberen vierten Schwierigkeitsgrad und dies in fast viertausend Metern Höhe, noch heute eine echte Herausforderung für jeden Alpinisten.

Möchtest du das Lauteraarhorn unter kundiger Führung eines Bergführers besteigen? Dann zögere nicht!


mail@marcobomio.ch

Lauteraarhorn und Schreckhorn von Norden (Wetterhorn)

Lauteraarhorn von Südosten (Aarbiwak)

Schreckhorn und Lauteraarhorn von Südosten (Oberaarhorn)

Lauteraarhorn von Süden (Strahleggfirn)

Schreckhorn und Lauteraarhorn von Südwesten (Hinteres Fiescherhorn)

Schreckhorn und Lauteraarhorn von Westsüdwest (Berglihütte)

Schreckhorn und Lauteraarhorn von Westen (Eigerhörnli)

Lauteraarhorn von Nordwesten (Schreckhorn)


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