Schreckhorn 4078 m
Schreckhorn 4078 m
Schreckhorn 4078m; fünfthöchster Viertausender der Berner Alpen; Grenzgipfel zwischen Guttannen und Grindelwald; zusammen mit dem Lauteraarhorn der einzige ganz auf Berner Boden liegende Viertausender; Gipfel aus Gneis; Ausgangspunkte Schreckhornhütte 2520 m und Glecksteinhütte 2317 m; Normalroute über Gletscher, Firn und Fels, eine der schönsten Normalrouten auf einen Viertausender im ganzen Alpengebiet; 8 bis 12 Stunden von der Schreckhornhütte und zurück; ziemlich schwierig
Karten 1 : 25 000:
Blatt 1229 Grindelwald
Clubführer "Berner Alpen 5", SAC Verlag 1996 oder Berner Alpen Alpine Touren/Auswahlführer, SAC Verlag 2013
Das Schreckhorn ist kein "schrecklicher" Berg
Der Name Schreckhorn ruft bei vielen Leuten - auch bei Alpinisten - oft ungute Gefühle hervor. Da sollte man doch besser die Hände respektive Füsse davon lassen, wenn ein Berg einen solchen Namen trägt. Bedeutet nicht schon allein dieser Name eine Warnung an die Bergsteiger, sich gescheiter einen andern Gipfel auszusuchen?
Ganz so schlimm ist es nicht. Mit "Schrecken" hat der Name nur indirekt etwas zu tun. "Schrecken" bedeutete ursprünglich nichts anderes als "emporragen". Das Wort kommt noch heute im Oberwalliser Dialekt vor, wo "schrecken" etwa mit "hinaufziehen" übersetzt werden könnte. Klar, dass ein Berg, welcher so in den Himmel "hinaufschreckt" wie das Schreckhorn, den Leuten auch Respekt oder gar Schrecken eingeflösst hat.
Aus alpinistischer Sicht ist das Schreckhorn aber alles andere als ein "schrecklicher" Berg. Die heutige Normalroute ist, abgesehen vom Einstieg, wo man ein steinschlägiges Couloir traversieren muss, objektiv sicher. Der Fels ist für einen Viertausender von überdurchschnittlicher Qualität und der Gletscher, den man für den Zustieg zum Beginn der eigentlichen Kletterei begehen muss, weist zwar einige Spalten auf, die aber meistens gut sichtbar und damit nicht mehr so gefährlich sind. Zu Recht wird das Schreckhorn zu den schönsten Viertausendern der Alpen gezählt, sowohl, was seine Form, vor allem aber auch, was seine Aufstiegsrouten für die Alpinisten betrifft.
Schicksalsberg der englischen Bergpioniere
Zwar haben die Engländer auch bei zahlreichen andern Erstbesteigungen im Berner Oberland und überhaupt im ganzen Alpengebiet eine wichtige Rolle gespielt, die Geschichte des Schreckhorns ist aber besonders stark von den englischen Bergpionieren geprägt worden.
Die treibende Kraft für die Erstbesteigung war der Theologe und Schriftsteller Leslie Stephen.
Er sicherte sich die Dienste der drei Grindelwalder Bergführer Ulrich Kaufmann, Peter und Christen Michel. Letzterer gehörte zu den bekanntesten Bergführern seiner Zeit und trug den bezeichnenden Übernamen "der Pfadfinder". Die vier Wagemutigen - als solche wurden sie mindestens von der damaligen einheimischen Bevölkerung angesehen - benützten den immer noch existierenden Unterschlupf beim Kastenstein, kaum zwanzig Minuten von der heutigen Schreckhornhütte entfernt, bevor sie am folgenden Tag das Schreckhorn über das Obere Couloir, den Schrecksattel und den Südostgrat zum ersten Mal bestiegen. Während die vier Erstbesteiger alle wohlbehalten ins Tal zurückkehrten, wurde der oben erwähnte Südostgrat einige Jahre später einem anderen Engländer zum Verhängnis. 1869 stürzte dort Julius Marshall Elliott, Pfarrer und bis zu jenem Tag erfolgreicher Alpinist (Zweitbesteiger des Matterhorns!), ab und konnte erst zwei Tage später nur noch tot geborgen werden. Die Unglücksstelle erhielt den Namen "Elliottswengli" und erheischt noch heute Vorsicht.
Drei Engländer zeichnen auch für die Erschliessung der heutigen Normalroute über den Südwestgrat verantwortlich. Erwähnenswert ist dabei, dass die drei diese Tour im Jahr 1902 ohne Führer vollbrachten.
Abschliessen soll diese unvollständige Engländerparade die Erwähnung von Anderson und Baker, denen unter der Führung des Grindelwalders Ulrich Almer und des Wallisers Aloys Pollinger die Erstbesteigung des Nordwestgrates gelang. Dieser Grat ist besser bekannt unter dem Namen "Andersongrat" und wird im Clubführer als "grossartige Hochtour mit prachtvollen Tief- und Rundblicken" charakterisiert.
Möchtest du das Schreckhorn unter kundiger Führung eines Bergführers besteigen? Dann zögere nicht!
Lauteraarhorn und Schreckhorn von Norden (Wetterhorn)
Schreckhorn und Lauteraarhorn von Südosten (Oberaarhorn)
Schreckhorn und Lauteraarhorn von Südwesten (Grosses Fiescherhorn)
Schreckhorn und Lauteraarhorn von Westsüdwest (Berglihütte)
Schreckhorn von Westnordwest (Sengg oberhalb Lütschental)
Schreckhorn von Nordwesten (Kleines Schreckhorn)
Schreckhorn und Lauteraarhron von Westen (Eigerhörnli)